Hie ir Frömdi
(1997, T: & M: R. Zoss) Lied an Abbas Maroufi
Song hören
 
Er isch e grosse Dichter uf der Flucht vor de Richter, us emne grosse Dichtervolk
wo me wäg de Bärt von es paarne Mullahs jede hänkt, wo dänkt u sech d Meinig z säge trout
We hie wo ner sech häre gflüchtet het e schwäre Mond am Himmel steit,
si uf zmal vor syre Tür bruuni Schatte, wo Lieder gröle vor Vergangenheit:
« Soldat, Kamerad, fass Tritt Kamerad, tritt unter die Gewehre…!»
 
Uf einisch isch er wach nimmt e Satz, ghört e Stimm, wo grännet vo wyttem, ischs e Chatz oder es Ching?
Oder isch es villecht öppe d Stimm vom Fründ, wo me folteret und jitze fertigmacht!?
We früech am Morge d Sunne über d Bärge schynt, u ds Fernseh zeigt de Lüt wie ds Wätter wird, kreise schwarzi Vögel über em Asphalt, ergattere chly Brot u chräije: «Chalt!»
 
Er isch hie ir Frömdi, u d Frömdi drinn i ihm
i de gottverlassne graue Stedt, vo Mailand bis Berlin
 
Er isch e Dänker und isch dankbar, dass er cha säge, was er alles dänkt,
wenn er wieder mal muess aastah und ihm ds Fröilein uf der Gmeind es amtlechs Lächle schänkt
« D Ching göh beid i Schuel im Quartier u mängisch i nes Huus mit em Schwyzerchrütz
sie singe änglisch Lieder, schutte im Klub, u rede mit der Muetter o scho Schwyzerdütsch!»
 
Und er isch hie ir Frömdi, u d Frömdi drinn i ihm
i de gottverlassne graue Stedt, vo Mailand bis Berlin
 
Er isch e Dichter und er schrybt und schrybt, wen er ir Nacht nid yschlafe cha
für ne besseri Zuekunft u Zyt - zwüsche de Pink Floyd und em Franz Kafka
Sys Bleistift gleitet lysli über ds Blatt vo rächts nach links
der Härzschlag treit ne bis a ds Änd vor Nacht, e Vogel flüggt – vom Sims
 
Er isch hie ir Frömdi, u d Frömdi drinn i ihm
i de gottverlassne graue Stedt, vo Mailand über Züri bis Berlin

 
 
 
Aufruf in Persisch von Abbas Maroufi an seine schreibenden Kollegen:
 
« 8. August, Tag der Journalisten. Unsere Journalisten und Autoren haben diesen Tag «Nationale Trauertag» getauft; es ist wahrhaftig einer! Tausende von Journalisten, Autoren und Studenten leiden in Gefängnissen unter der Folter. Die unabhängige Printmedien sind eines nach dem anderen verboten worden. Mit gebrochenen Herzen trauern unsere Kollegen.
 
Losgelassene Unterdrücker der Freiheit und Menschlichkeit entführen Dichter, erwürgen sie und werfen ihre leblosen Körper in die Wüste. Sie töten Reporter und vernichten die Beweise. Sie foltern Studenten zu Tode in den Kellern der Moscheen, von deren Turm aus der Ruf «Gott ist gross» zu hören ist. Aus Protest zum Journalistentag schreiben die iranische Journalisten, Autoren und Weblog-Writers nichts mehr.
 
Wir jedoch sind nicht im Iran. Wir dürfen schreiben! Wir sollten am 8. August, dem Protesttag unserer Freunde und Kollegen, mehr schreiben denn je. Wir sollten die Folterkammern öffnen und alles durchleuchten, damit die Welt das wahre Gesicht des islamischen Regimes erkennt. Mit aller Macht, bei jeder Gelegenheit, in allen Sprachen der Welt!»