"Saitenstrassen"
 
Der Roadmovie-Roman von Roland Zoss über die SEVENTIES
 
1999 erschienen als Buch
Verlag Fischer/Münsingen
ISBN 978-3-9524591-1-9
e-Book
|| Musikalbum

Werkbeitrag der Stadt Bern


 


 

Wie ein grosser Moll-Akkord, ein multikultureller Regenbogen spannt sich die Reise von Micha Blinz durch den amerikanischen Kontinent der Seventies  von San Francisco nach Rio. Ein Trip in die Träume und Visionen der “Love & Peace“-Generation. Eine Fahrt in verlorengeglaubte Gefühle.


In der Hitze einer Tropennacht steht Micha Blinz, sechsundzwanzig, Musiker, in einem Grenzgebäude zu Costa Rica. Geblendet von Neon, umstellt von automatischen Gewehren, und seine Freundin stutzt ihm das lange Haar.
Es ist Heiliger Abend. Micha setzt die Mosaiksteine seines Lebens neu zusammen: Der Lehrer, der ihre Köpfe zusammendonnert. Die Rolling Stones und Beatles. Der brennende Polizist an der Demo vor der Sowjetbotschaft. Der Auftritt in Hollywood. Der Tod in Mexiko. Der Augenblick von Ewigkeit auf dem Tempel von Tikal - und die Gewissheit, dass er ohne Julia weiterreisen wird.


"Ein Buch, das die Macht der Musik besingt, den Blues des Unterwegsseins und die Suche nach Freiheit, gezeichnet in manchmal ungestümen - manchmal poetischen Pinselstrichen vor dem Hintergrund eines grossen Jahrzehnts!"

Presse-Zitate:
"Der Autor verwandelt Sprache in Düfte und Klänge, in Stimmungen und Landschaften mit eindringlichen, verblüffenden Bildern.» Literarische Kommission der Stadt Bern

Behutsam lässt der Autor die Worte kreisen, überlässt sich sprachverliebt und detailversessen dem Erzählrausch. Seine Beschreibungen schmecken und schmerzen, blühen geradezu." bruno hächler, music scene
 
 
 

Musikalbum | CD "Saitenstrassen"
 
Erschienen als das Album zum Buch
im Shop oder im iTunes Store
 
 

Textproben:

Er hob die Gitarre aus dem roten Filzbett, rubbelte die Saiten blank, rollte die Schlafmatte zur Sitzwurst und schob sie unter sich. Die Fingerspitzen aufs Griffbrett, unwissend durch welche Tonart, welchen Rhythmus sie schrummten. Im Griffbrett schlummerte ein un-erhörtes, unerschöpfliches Universum, dem es egal ist, ob es von einem Wissenschaftler mit musiktheoretischen Kniffen erschlossen wird oder von einem hyperintelligenten Quantenphysiker. Es ist ihm schnurz, ob es von einem Genie im Schlaf entdeckt wird oder von einem Musiker am Trottoirrand, der nie Harmonielehre studiert hat und keinen Schimmer besitzt von der Mathematik der Musik.

Die Klänge nahmen ihn an der Hand, führten und verführten ihn in die vierte Dimension, dort wo Zeit und Raum sich zueinanderkrümmen. Auf dem Rhythmus ritt Micha durch die Sphären wie andere auf Pferderücken und Motorrädern durch ein weites, offenes Land. Eine Reise ins Vergessen, ins Herz des Sounds, wo nur tänzelnde Leere existiert.


Im Busbahnhof von Sonsonate schwebte eine Mischung von Schweiss, Diesel und Ananas über den süss-sauren Abfallhaufen verdorbener Früchte. Hier brüteten die grünen Fliegen. Die Campesinos in ihren weiten, fleckigen Arbeitshosen standen dicht beisammen unterm Betondach. Die Machete im Gürtel. Eine trostsuchende Herde umzäunt von der Melancholie des Sonntags. Esperar - warten und hoffen - das ist auf Spanisch dasselbe. Ganz El Salvador wartete. Der Himmel wartete. Der Acker wartete. Die Rinder auf der Weide. Die Kartoffeln im Korb. Die Geier in den Ceiba-Bäumen. Die nagelmageren Kinder warteten, dass ihnen ein Ball zugeworfen wurde; die Arbeiter auf einen Tagelohn oder einen Bus, der in einer, vielleicht in zwei, vielleicht auch erst in drei Stunden ankommen würde. Micha schrieb ins Tagebuch:
«Ich wollte nie zu denen gehören, die ihre Träume verraten. Ich wollte nie einer werden, der weiss wo er hingehört. Ich wollte die Welt umkreisen als Kind, der Sonne gehören dem Wind. Dann und wann eine Freundin haben - eine Nacht lang wie ein Leben. Und beim Erwachen die Weisheit der Bäume spüren.»
 
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